Historisch: St. Günther Kapelle

Kleine Schar wuchs zur Gemeinde
Im Jahre 1837 wurde die erste katholische Kapelle nach der Reformation in Arnstadt geweiht.

Von Helmuth Karl Abendroth (aus TA vom 8.9.2012)
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Es ist urkundlich verbürgt, dass Martin Luther zu Pfingsten 1506 und am 16. März 1516 als frommer katholischer Augustinermönch aus Erfurt bei den Arnstädter Franziskanern war. Am 9. September 1522 folgte auf dem Marktplatz die erste evangelische Predigt. 1533 wurde das Jungfrauenkloster an der Liebfrauenkirche aufgelöst, die Nonnen aber durften im Kloster bleiben und
ihre Religion ausüben.

Als Luther im Frühjahr 1538, nun als Reformator, das 3. Mal in Arnstadt war, gab es immer noch Franziskaner. Erst am 23. Oktober 1538 verließen sie die Stadt. Erst 1624 ist vermerkt, dass es keine Spur katholischer Religionsausübung mehr gab.

Zu Zeiten von Johann Sebastian Bach in Amstadt gab es offiziell keine Katholiken in Amstadt. Doch die Schöpferin der weltbekannten Puppenstadt „mon plaisier“, Fürstin Auguste Dorothea, hatte auf der Augustenburg in Oberndorf eine eigene katholische Kapelle.

Am 7. Februar 1817 fand der erste öffentliche katholische Gottesdienst nach der Reformation in Amstadt statt. Die Messe hielt der frühere Prior des aufgehobenen Schottenklosters Erfurt, Prof. Dr. Hamilton, im Saal der Apotheke im Haus Markt 14 bei Frau Kühn.

Später wurden 35 Katholiken im Betsaal des Spittels gezählt. Die kleine Gruppe von Katholiken wurde größer, man sammelte Kollekten für eine eigene Kapelle. Auch Pfarrer Liebherr brachte einige Taler aus Erfurt und von Gemeinden aus dem Ausland mit. So konnte man 1830 das Haus des Kirchenvorstehers Koch in der Wagnergasse 2 erwerben. Doch es vergingen noch einige Jahre bis in diesem Haus eine Kapelle eingerichtet werden konnte.

Am 24. September 1837 weihte Pfarrer Ludwig Liebherr aus Erfurt, welcher mit der Missionierung Arnstadts beauftragt war, die katholische St. Günther Kapelle im Wohnhaus Wagnergasse 2. Zur Weihefeier der Kapelle hatten sich alle Behörden der Stadt, der Bürgermeister und Fürstliche Ratskämmerer sowie einige Neugierige eingefunden. Pfarrer Liebherr hatte extra ein Liederheft
zur Weihefeier drucken lassen.

Bereits am 11. Oktober 1837 gab es für die nun junge Gemeinde einen Festtag. Ein Rescript des Fürsten Günther Friedrich Carl II. von Schwarzburg-Sondershausen wurde den Arnstädter Katholiken überreicht. Mit diesem Dokument wurde die‘ Gemeinde Amstadt als selbstständig anerkannt. Der Fürst überreichte eine wertvolle Monstranz, welche noch heute in Benutzung ist.

Doch bald brach ein Streit zwischen dem ehemaligen Hausbesitzer Koch und der Gemeinde aus. Die Mehrzahl der Gemeindemitglieder wollte deshalb das Haus nicht mehr betreten. So fand zwei Jahre lang kein Gottesdienst in der Wagnergasse statt. Pfarrer Cron aus Erfurt konnte erst 1880 dort wieder Gottesdienste halten.

Kath. Kirche im Ilm-Kreis